Ganz normales WE in HH

Freitagabend. Endlich frei, um 2 1/2 tun und lassen zu können was man gerne möchte. Dieses WE auch kein auswärtiges Festival, Besuch oder andersweitige Verpfichtungen. Zeit für mich und Freunde. Freitagabend verschlug es mich auf den Winzer Markt auf dem Spielbudenplatz. Naja… Markt? Zwei Buden die Wein verkauften und fünf Buden mit Essen: Flammkuchen, Bruschetta, Bratwurst, Crêpe und Co.

Wir schlenderten zu dritt Richtung Westen über den Platz und stutzten, als wir entdecken, was sich in den anderen 20 Büdchen auf dem Spielbudenplatz verbarg. Kleinkünstler! Ein Spiel, das bereits um 15 Uhr begann. Mit Button-System. In jeder der Büdchen verbrachte ein Kleinkünstler den gesamten Tag und spielte auf grünem Buttondruck sein Repertoire, der rote Buttondruck stoppte das Schauspiel. In dem einem Büdchen saß ein Ukulele-Spieler, der abwechselnd zwei bis drei Lieder spielte. Nebenan erzählte eine Comedy-Frau mit deutsch-türkischem Akzent die Story von Romeo und Julia mit Hilfe von Barbie und Ken nach. Am einen Ende tanzte eine junge Frau sehr ausdrucksstark zu spanischer Gitarrenmusik, am anderen Ende performte die ein-Mann-Boygroup die Lieder von Backstreet Boys und Co. Mittendrin eine schreiende Frau mit einer Erdbeere auf dem Kopf, ein monolierender Mann aus dem 19. Jahrhundert und  ein Schauspieler, der ein Stück mit Tassenrücken vortrug. Eine kulturelle Veranstaltung mit dem Namen ““. Erst verwirrend, dann sehr amüsant!

Danach ging es zurück zum Winzermarkt. Riesling, Grauburgunder, Portugieser und Kerner machten schwenkend, riechend und schmeckend die Runde. Nebenan am Tisch ein Alt-Herren-Gruppe aus hessischer Gegend. “Wie kommt denn ihr hier dazu unseren Wein zu trinken?”, fragten sie uns im tiefen Dialekt. Eine Freundin merkte darauf hin an, dass sie einen Untertitel bräuchte und kein Wort versteht. AC und ich hingegen beömmelten uns. Nette Touris, nettes Versinken. Die Reeperbahn war irgendwie fern. Nachts ging es dann die 250 Meter Richtung Zuhause.

Samstag wurde zunächst ausgeschlafen. Gegen 16 Uhr dachte ich mir, eine kleine Unternehmung wäre jetzt recht nett. Kamera gepackt, ab zum Hafen und einen Teil der Strecke des Urbanathlons abgelaufen. Drei Hindernisse passiert: Container zum Drüberklettern, Gerüst zum Hangeln und Rampe und Autos zum Überqueren. Der Hamburger Urbanathon ist ein Hindernislauf über 11 Kilometer und startete diese Jahr am Altonaer Cruise Center. Am Ziel nahm ich zwei Kumpels in Empfang, die die letzten Wochen dafür trainiert und  zudem eine Wette abgeschlossen hatten. Der Gewinner zahlt die Übernachtungen eines verlängerten Wochenendes in Kopenhagen. 

Urbanathlon: Hinderniss 5

Gestern: Hamburger Hafen

Danach ging es kurz nach Hause und dann zum Schanzenfest. Treffen im Berliner Betrüger, ein Bierchen und Holunderwodka und dann ein wenig tanzen bei einem der offenen Soundsystems am Pferdemarkt. Viele Leute, viele Knaller in der Menge, viele kaputte Flaschen und Menschen und zu viele Hipster. Trotzdem eine netter Abend mit tollen Leuten in die hereinbrechende Nacht. Aber irgendwie war ich nicht in Partylaune. Nicht schlimm, in Hamburg kann man jederzeit feiern gehen, also ab nach Hause und ins Bett gekuschelt. Schön!

Sonntag. Ich liebe Sonntage! Ich beschließe auf einen Flohmarkt zu gehen. Schnell geduscht und ab zum Spielbudenplatz. Kaum auf der Reeperbahn  reißt der Riemen meiner Tasche. Ich lache kurz innerlich und trage die Tasche weiter unter meinem Arm. Zwei Sekunden später fängt es an zu regnen. Ich beschließe den Ausflug abzubrechen und gehe wieder nach Hause, um  festzustellen, dass der Flohmarkt auch erst in zwei Wochen ist. Ich lege mich wieder ins Bett und gucke die Sendung “Weltreisen“. Heute war ich in LA und in Israel. Weggedöst. Alles richtig gemacht. 

Bis unser neues WG-Sofa kam. Übernommen von umziehenden Menschen. Spontan dazu noch ein altes Echtholz-Himmelbett und einen großen Spiegel mit silbernem Rahmen. Top in Schuss. Beides wäre glatt auf dem Sperrmüll gelandet. Jetzt lebt es bei uns weiter. Den Nachmittag habe ich mit einer Freundin bei frischem Minztee im Kaffee Stark ausklingen lassen.

Jetzt noch Tatort und der Sonntag ist perfekt!

Festival: Stemweder Open Air

 „Sometime they’ll give a war and nobody will come“ (Carl Sandburg, Dichter)

Mono und Nikitaman aufgelegt und los geschrieben…

Stemweder 2010

Letztes Wochenende war ich, wie von 2008 bis 2010 auch, auf dem Stemweder Open Air. Ein Festival, auf dem ich Leute aus meinem Heimatort sehe. Mal die Einen, mal die Anderen. Doch eine Stamm-Crew ist immer mit an Bord. Und: Am Stemweder-Wochenende ist immer strahlender Sonnenschein mit 30 Grad. Pavillons bieten Schatten, der Staub vom Feld schützt neben der Sonnencreme die Haut. Landluft, Bewegung. Es ist keine starre Hitze, wie es in größeren Städten der Fall ist. Sie ist gut verträglich. Gelegentliche Kopfduschen mit dem Wasserschlauch am Wasserstand helfen zusätzlich die Sonne als Freund zu sehen.

Das Stemweder Open Air ist ein Umsonst&Draußen, das jedoch seit diesem Jahr 10 Euro für das gesamte Wochenende berechnet. Grund sind die neuen Sicherheitsvorschriften. Nach einigen Bränden in den vergangenen Jahren blieb diesem Festival nun keine Alternative mehr. Die Gäste, meist viele Punks, junge Familien und Hunde, wurden dieses Jahr auch durch einige internationale Besucher unterstützt. Sogar ein Amerikaner aus Santiago begegnete mir.

Parallelen zur Fusion: Die Esskultur. Sie ist auf dem Stemweder zwar wesentlich kleiner. Doch hier habe ich 2009 meinen ersten Wagenburger (veganen Burger) gegessen. Dieses Jahr gab es auch die Seitan-Gyros-Rolle.

Musik? Jo, gibt es auf dem Stemweder auch. Ist für mich aber meist Nebensache. Dieses Jahr habe ich nur zwei Bands gehört, von denen eine meine Lieblingsband war. Ich teile zwar nicht die politische Gesinnung von Mono und Nikitaman, aber ihre Melodien und Texte sprechen mich in meinem Alltag trotzdem an. Engagiert, sozial, gechillt. Alle Menschen sind des Lebens wert, erzählen Geschichten und haben offene Ohren verdient. Obdachlose, Hartz IV-Empfänger und Millionäre. Miteinander leben, miteinander chillen. Respekt. Das Leben genießen.

Vergangene Woche war ich auch in Hamburg auf einem Konzert in der Fabrik. Die mexikanische Latin-Ska-Punk-Band Panteón Rococó war zu Besuch und veranstaltete in ihrem Zusatzkonzert ein überaus Publikumsfreundliches Konzert. Nach der Hälfte schummelten sie sich mit einem durchaus geschickten Ablenkmanöver (Trompeter spielten auf der Empore die Pauli-Hymne “i“) mitten ins Publikum. Forderten alle Besucher auf sich und spielten drei Songs zum Ausruhen.  Ansonsten ein sehr gutes Tanz-Konzert!

Cafè-Tipp: elbgold

“Schön, dass ihr endlich da seid! Auf Euch haben wir schon lange gewartet. Gut, dass ihr es endlich geschafft habt!”, begrüßte uns eine sympathische Frau mit kurzen blauen Haaren und einer roten Kappe auf dem Kopf. “Was darf ich Euch bringen?” Kaffee! Denn dieser ist im elbgold sehr gut, womöglich der beste der Schanze.

Wahres elbgold in der Hamburger Kaffee-Szene

Direkt neben Tim Mälzers Bullerei begeistert das elbgold mit einem gemütlichen, modernen Ambiente (z.B. Sitzsäcke, die mit alten Kaffeesäcken bezogen sind), einer offenen Gestaltung  und einer schönen Terrasse mit Blick auf den kleinen Außenbereichs des gegenüberliegenden Kindergartens.

Klasse Kombi: selbst gerösteten Kaffee und guten Kuchen

Für uns gibt es Cafè Latte und ein großes Stück Käsekuchen (“Habe Euch extra das Größte herausgesucht!”). Der Käsekuchen hat eine wunderbare Konsistenz, eine schöne Zitronennote und bereicherte einfach meine Mittagspause! Und der Kaffee erst! Geschmacklich wunderbar und dazu noch fair! Da schmeckt es sogar mir, einer nur gelegentlichen Kaffeegenießerin. Die Preise? Auch überaus fair. Cafè Latte mit wunderbarer Crema und hübschem Muster kostet 2,60 Euro. Ein Stück Käsekuchen 3 Euro. 

Hier beschreibt sich das elbgold selbst: 

Mission: Kaffee ist unsere Leidenschaft. Wir suchen weltweit nach den besten Bohnen, achten auf nachhaltigen Anbau und pflegen den fairen Direkthandel mit Kaffeebauern und Kooperativen. Dafür ist uns kein Weg zu weit. Denn die Suche nach den besten Bohnen ist der erste Schritt zum absoluten Kaffeegenuss. Die Herkunft der Bohnen wirkt sich maßgeblich auf die Eigenschaften des Kaffees aus: Boden, Klima und Höhenlage geben jeder Sorte einen ganz individuellen Geschmack. Zudem entscheidet die schonende Aufbereitung der Bohnen durch die Produzenten im Ursprung über die Qualität des Kaffees. Aber erst durch die sorgfältige Röstung entsteht ein einzigartiges Gourmetprodukt. In unserer Rösterei im Herzen der Hansestadt veredeln wir ausschließlich feinste Arabicas aus den besten Anbaugebieten der Welt.

PS: Den mit Abstand schlechtesten Kaffee und die schlechteste heiße Schokolade (Milch mit Kakaopulver, verwässert,  lauwarm serviert) habe ich in der Katze getrunken. Garantiert nie wieder, schließlich ist das elbgold doch nur 10 Minuten Fußweg entfernt.

Das könnte Euch auch interessieren:

  • Café: Kaffee Stark
  • Bio-Café: LiliSu
  • Bistro: Café Leonar

Restaurant: Kartoffelkeller

Obwohl ich mich die letzten Tage eher krank als gesund durch den Tag geschleppt habe, habe ich vieles Neues in Hamburg entdecken dürfen. Aber fangen wir vorne an: Der Besuch meiner Tante schob mich halb auf Touri-, halb auf Abwegen durch Hamburg. Speicherstadt, Gewürzmuseum, Elbstrand, Kuchnia – und Sonntagabend in den urigen Kartoffelkeller in der historischen Deichstraße.

Ein vollgestopftes Restaurant im Keller eines alten Hauses mit vielen Nischen und gemütlichen Ecken. An manchen Tischen mit Blick hinaus auf den Fleet. Bei Flut soll hier das Wasser bis zwei Meter ans Fenster herankommen. Zu schmausen gibt es deftige und bezahlbare, deutsche Kost auf Kartoffelbasis: Im Kartoffelkeller bekommt man Kartoffelsuppen, Bratkartoffeln, Aufläufe, Ofenkartoffeln und Gnocchi. Danach einen ordentlichen Kartoffelschmarren oder einen kräftigen Kartoffelschnaps. Deftig, würzig, gut. Für mich gab es quietsch-grüne Kräutergnoccci mit Knoblauchsauce und zwei Kugeln Vanille-Eis.

Die sympathischen Servicekräfte servieren im Kartoffelsack-Outfit und wissen stets die Tageskarte auswendig. Ein gebrieftes Service-Team, heute eine leider seltene Angelegenheit. Super! Unsere Mitesser waren ein Tisch voller junger Französinnen und Franzosen, die die hängenden Suppenpötte bestaunten und eine bayrische Familie auf Tochterbesuch – eine bunte Mischung. Preislich ist dieses Restaurant voll im fairen Bereich.

Ein kleiner Nachteil: Aufgrund der niedrigen Decken und dem Kerzenlicht wird es hier sehr schnell sehr warm. Also am besten Zwiebel-Look anziehen.

PS: Um 22 Uhr lief die Queen Mary 2 aus (Touri-Programmpunkt). In meinem Kopf habe ich mir die riesigen Schiffe immer so hoch wie die Elbphilharmonie vorgestellt. Und wenn dann so ein kleines Kreuzfahrtschiff da entlang tuckert, ist man fast ein wenig enttäuscht ;)

Bioladen: Herr von Grün

An einem Tag in den letzten zehn Monaten begegnete mir der Name “Herr von Grün”. Ein neuer Laden auf St. Pauli. “Prima!”, dachte ich, “ein Pflanzengeschäft direkt um die Ecke!” Aber: Falsch gedacht! Weiterlesen

Fail: Ballsaal

Eine “Menschengruppe” kann ich einfach nicht nachvollziehen. Die “Mädchen-Mädchen”, wie ich sie seit drei Jahren liebevoll nenne. Mädchen und junge Frauen, die betont und bewusst das weibliche Klischee erfüllen wollen: Schwach, hilfebedürftig, ein wenig naiv – eine recht clevere Einstellung, auf die auch heute noch viele junge Männer hereinfallen. Sie sind “on the hook“. Tragen Täschchen, kriegen ein Küsschen und das Mädel muss ihr Popöchen nicht bewegen. Die weiteren Klischees kennt ihr sicher: Make-Up-Schicht, Stöckelschuhe, Lästerverhalten.

Man könnte meinen ich wäre neidisch? Nein, ich fühle mich ein wenig in meiner weiblichen Ehre verletzt. Wir haben lange genug darum gekämpft, dass das weibliche Klischee langsam aus den gesellschaftlichen Köpfen verschwindet und wir gleichberechtigt und kraftvoll wahrgenommen werden. Also warum back to the roots?  Ich bin stolz  darauf eine Bohrmaschine bedienen, meine 15-Kilo-Einkaufstasche selber tragen und ungeschminkt aus den Haus gehen zu können. Echt sein zu können. Ich möchte meine Selbstständigkeit nicht aufgeben oder mich bewusst verstellen, um es bequemer zu haben. Und trotzdem sprechen mich Männer an. Natürlich freue ich mich auch, wenn mir die 15-Kilo-Tasche abgenommen wird, aber mir ist es wichtig, dass ich es auch alleine schaffe. Und ich möchte wirklich kein Mädchen-Mädchen sein.

Man könnte jetzt überlegen, wie ich auf diese Ausschweifung komme. Ihr seht die Überschrift. Ich war gestern das erste Mal im Ballsaal. Eine marode, charmante Lokation, in der wie sich nachher herausstellte Hipster und Mädchen, Mädchen tummelten. Dazu House-Techno. Mehr Fehl am Platz konnte ich quasi nicht sein. Obwohl der Club optisch echt cool ist. Abgefuckt (im Gegensatz zu den Gästen). Aber, so leid es mir auch um die Lokation  tut, ich stehe halt nicht auf einstudierte Moves auf der Tanzfläche und overdressed Women. Ich mag es natürlich, ehrlich und authentisch, auch beim Partying.

Außerdem gibt es im Ballsaal Paloma-Lemonade zu trinken, ich finde, dass sagt schon Vieles. Mit anderer Musik und anderen Meschen fände ich den Ballsaal schon gut. Naja…  jedem das Seine und jedem seine Meinung.

Aber es gab gestern auch etwas super Erfreuliches! Ein fetter Regenbogen über dem Hans-Albers-Platz. Der Goldtopf stand quasi direkt auf der Reeperbahn. Passend zum Hamburger CSD-Day.

Beeindruckend: Ein kompletter Bogen.

Außerdem war ich Donnerstag bei den Licht- und Wasserspielen im “Planten un Bloomte”. Die sind jetzt täglich um 22 Uhr für 30 Minuten. Mit dabei: Musik (bei uns Tango).

Licht- und Wasserspiel im Park.

PS: In ein Gurkenglas muss Luft, dann öffnet es sich ganz leicht. Also mit einem Stiel am Rand unterhebeln, bis es plöppt. Selbst ist die Frau!